Nau Jean-Pierre war 1 Meter 740 Millimeter gross, Nau Pierre 1 m 679 mm, Paulus Jean-Pierre 1 m 710 mm, Scharry Pierre 1 m 755, Nicolas Hamilius 1 m 685 mm, Bock Mathias 1 m 700 mm, Charpentier Nicolas 1 m 575 mm, Jost Dominique 1 m 713 mm…Es sind die preußisch exakten Masse der Escher Soldaten Napoleons. Man fragt sich, mit welchem Messgerät derart präzise Zahlen erreicht werden konnten. Es waren 29 Soldaten an der Zahl. 10 von ihnen kehrten nicht von den Schlachtfeldern zurück.

 

J.P. Theisen weiß über eine witzige Anekdote zu berichten. Als Napoleon am 1. April 1810 Marie-Louise von Österreich heiratete (er hatte seine erste Frau Joséphine de Beauharnais verstoßen, weil sie keinen Thronfolger geboren hatte), bot er den früheren Soldaten, die Zeitgleich mit ihm heiraten würden, eine Art Mitgift von 600 francs an,. Es ist anzunehmen, dass das Angebot einen Monat lang galt, denn der Escher Mathias Bock heiratete am 23. April 1810 Christine Krafft und erhielt seine Prämie aus den Händen einer eigens dazu zusammengesetzten Kommission. Er hatte am 2. Dezember 1805 die Sonne von Austerlitz aufgehen sehen und an manch anderen Kampagnen teilgenommen.

 

Es ist nicht auszumachen, was diese jungen Männer unter dem Größenwahn des Kaisers zu leiden hatten. Viel später, im Jahre 1857, unter Napoleon dem III., erhielten 13 noch lebende die Médaille de Sainte-Hélène. Alle sind namentlich bekannt.

 

Die Revolution hatte den adeligen Besitz konfisziert, so dass das abgebrannte Schloss Berwart darunter fallen musste. Freiherr Karl von Schauenburg scheint diese Bestimmung umgangen zu haben indem er der Müllerin Marie Katharina Hautus das ganze Anwesen samt Mühle, Sägemühle und Brauerei auf Wiederkauf für 1000 Taler überließ. 1801 wurde die Beschlagnahmung laut J.B. Weyrich wieder aufgehoben. Das scheint uns im Rahmen des Kalenders der französischen Revolution etwas zu früh. Am 22. Thermidor des Jahres XIII (1805) ist das Schloss oder vielleicht nur das Wirtschaftsgebäude von einem gewissen Loes bewohnt sowie von einem „Génet Antoine Louis Sebastien, garçon de chambre de Louis Stanislas Xavier Capet, premier frère du dernier tyran, dernier domicile en 1793 à Versailles.“ Schauenburg hatte den Mann bei sich aufgenommen, der vorher die Nachttöpfe des Bruders von Louis XVI entleerte. 1806 zahlt Karl von Schauenburg wieder Steuern auf seinen Escher Besitz. Danach kam das Schloss in den Besitz eines französischen Regimentsarztes Jean-Pierre Frémion, der es an eine Familie Purnot aus Metz verkaufte. Es ist nicht gesichert, wann das Schloss wieder hergestellt wurde.

 

Die französische Zeit endete mit der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug. Der Wiener Kongress, nur durch die “100 Tage“ (Landung Napoleons in der Provence bis zur ultimen Schlacht von Waterloo) unterbrochen, teilte Europa nach dynastischen Kriterien neu auf. Aus dem Herzogtum wird ein Großherzogtum, mit dem niederländischen König Wilhelm I. als König-Großherzog. De facto wird dieser Luxemburg als eine niederländische Provinz behandeln. Es ist für das Land eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs, da die Wirtschaft durch Steuern erdrückt wird. In Politik und Gesellschaft kommt es zu einer demokratischen Regression. Luxemburg wird eine riesige Auswanderungswelle kennen.

 

Die Auswirkungen des holländischen Regimes scheinen sich aber weniger negativ in Esch ausgewirkt haben als im Norden des Landes. Das lässt sich nachvollziehen am weiteren  Anstieg der Bevölkerungszahl und an der relativ geringen Auswanderung nach Amerika. Im Ösling werden ganze Dörfer wegen der Auswanderung aussterben. In Esch wächst die Einwohnerschaft von etwa 1000 um 1815 auf etwa 1300 Anfang der 1830iger Jahre. Die Escher halten sich an die für sie vorteilhaft gewesenen Bindungen an Frankreich und ziehen den vorläufigen „tour de France“ der endgültigen Reise über den Atlantik vor. Ein Aufenthalt in Paris erweitert den Horizont der Provinzler und erlaubt es ihnen wertvolle berufliche Kenntnisse zu erwerben. Später im Jahrhundert, als die Eisenbahnen gebaut werden, werden immer mehr Escher einen Teil ihres jungen Lebens in Paris verbringen.

 

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