1.9. Leben und Namen in Esch im 14. und 15. Jahrhundert

 

Neben der Genealogie der Herren von Berwart, die bis ins 13. Jahrhundert bekannt ist, tauchen erst Mitte des 14. Jahrhunderts die ersten Namen von Escher Bürgerinnen und Bürger auf. Um 1350 geht in einem Schriftstück die Rede von einer Genette (Jeannette), vermutlich die Tochter des Meiers (Bürgermeisters) Peter. Dies Peter dürfte einem Turm der Festung seinen Namen gegeben haben, dem „Meier-Piter.Turm“ (Flies). Zu dieser Zeit bestanden auch bereits Familiennamen. In Deutschland entstanden die Familiennamen im 12. Jahrhundert, in Italien war es bereits im 8. und 9. Jahrhundert der Fall. Sie wurden gewöhnlich vom Beruf, von der geografischen Herkunft (Ortsname) oder vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Man sollte davon ausgehen, dass die Zeit der Entstehung des Familiennamens auch vom sozialen Status der Familie abhängt. Gab es keinerlei vererbbaren Besitz, so machte der Familienname wenig Sinn. In Esch scheinen sich die Familiennamen im 13. Jahrhundert noch nicht vollends eingebürgert haben, da zum Teil auf Formeln wie „Jeannette, Tochter des Peter“ zurückgegriffen wird.

 

Es gibt auch heute noch vereinzelte Einwohner in Esch, die aus Gegenden in Portugal stammen, wo die katholische Kirche eine dominierende Rolle spielt, so dass unehelichen Kindern keinen Familiennamen in die Pfarrregister eingetragen werden und diese bis heute keinen Familiennamen besitzen.

 

1372 gab es einen Meier Albertin Gompelmann, zwei Schöffen Mychhelch und Henkin Proist, einen Niclaus Völen, einen Henkÿn Steffen. Henkin als Vorname entspricht wohl dem französischen Hennequin, der in Oth verbreitet war und den es heute noch als Nachname gibt.

 

Die Schriftstücke, von denen die Rede ist, betrafen Verkäufe von Immobilien, Grundstücken oder Renten. Diese wurden nicht, wie später, vor einem Notar abgewickelt, sondern vor dem Gericht, das im Freien vor dem Gerichtskreuz tagte. Es war eine kleine Zeremonie, die sich in die Gedächtnisse eingraben sollte, wenn es später Zweifel an der Transaktion geben könnte. Da die betroffenen Parteien längst nicht alle Lesen und Schreiben konnten, entstand so eine Rechtssicherheit.

 

Die Bürger von Esch konnten offensichtlich ihre Feste nicht verteidigen, wenn ein benachbarter Graf (gewöhnlich war es der von Bar) zum Angriff blies. 1397-1399 kam es zu Friedensverträgen zwischen dem Herzog von Bar und luxemburgischen Fürsten und auch den Einwohner von Aix. Der Friedensvertrag bestand darin, dem Bar Schutzgeld (Hutgeld genannt) zu bezahlen: einen Quart Hafer auf St. Remigiustag.  Nicht immer wurde Esch bei Feindeinwirkungen gleich zerstört. Die Angreifer konnten auch nur fordern, eingelassen zu werden und dann eine Zeit im Flecken zu verweilen, was für die Einwohner sehr unangenehm sein konnte, wenn die Krieger Kost und Logis und Futter für die Pferde forderten. 1437, mit dem Tod von Kaiser Sigismund, war das mittelalterliche Geschlecht der Luxemburger ausgestorben. Im Herbst 1443 gab es schwere Zerstörungen in Esch, als der Graf Ernst von Gleichen (…), der in Esch defensiv mit 500 Pferden lagerte, von Woinchelin de la Tour im Auftrag von Elisabeth von Görlitz und des Herzogs Philipps von Burgund ausgebootet wurde. Flies nimmt an, dass die Escher das Hutgeld nicht mehr bezahlten, da sie ja besetzt waren. Wichtiger ist es, fest zu stellen, dass der Herzog von Burgund  Esch als Vorposten besetzte bis er am 21. November die Festung Luxemburg einnahm. Das Herzogtum Luxemburg blieb bis 1506 burgundisch. Während der burgundischen Zeit gehörte Esch zur Probstei Luxemburg, doch muss der Einfluss von Bar groß gewesen sein.

 

Im Zusammenhang mit der Hut (des Dienstes bei der Verteidigung) tauchen weitere Namen auf: Claux Sohn von Petre, Hance le Brun, Bertremin, Niclox Mareschal, Tillequin ficque, Niclox Claux, Hence Cons, Thielemant Hielet, Hannequin Waul, Coince Mareschal, Hennequin le Secq, Thielemant…waren die Escher Namen plötzlich alle französisch ?  Es handelt sich um ein Auszug aus einem Dokument aus Bar-le-Duc, das wohl die Phonetik der Namen französich verfasste: Claux ist Klos, Niclox ist Niklos, Hance ist Hans usw. In Esch überwogen germanische Namen.

 

Zum Schluss der burgundischen Zeit kam es immer wieder zu Kampfhandlungen um Esch. Der Kontext ist der Krieg zwischen dem französischen König und Maximilian von Österreich. 1495 blieben noch 16 Haushalte in Esch, die ganze Gegend war wie ausgestorben. 1501 gibt es aber wieder 51 Familien. Es bleibt ein Rätsel, wohin die Bevölkerung immer wieder verschwand. Soviel kann man verstehen: da die Escher ihre Mauern aus eigener Kraft nicht verteidigen konnten und sie nicht unbedingt Interesse daran hatten, sich für diese oder jene Partei zu entscheiden, verließen sie eher die Stadt , als darin zu verbrennen. Sie kehrten dann zurück, wenn die Lage sich beruhigt hatte. Das mag aber oft eher nach Monaten als nach Tagen der Fall gewesen sein. 

 

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