1.11. Nach 1492  … Esch zwischen den Grenzen …der Königreiche

 

Wir schreiben das Jahr 1492, es ist das Jahr der Neuentdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Die Niederlande, darunter auch Luxemburg steht unter der Herrschaft des habsburgischen Kaisers Maximilian, der die Erbin Burgunds, Marie geheiratet hatte. Deren Kinder werden in einer doppelten Zweckheirat an die spanischen Kronen kommen. Diese österreichische Periode ist nicht mit einer späteren zu verwechseln, die viel später, im 18. Jahrhundert und bis zur französischen Revolution, unter Kaiserin Maria Theresa und Josef II das Land beherrscht.

 

Die französischen Könige interessieren sich für die Niederlande uns es wird immer wieder zu Auseinandersetzungen an der Grenze geben. Der französische König hieß François Ier, der spanische, Karl V. Es sind beide typische Renaissance-Könige. Wer einmal nach Granada gereist ist, erinnert sich an den Palast Karl des V bei der Alhambra. Die Schlösser der Loire sind typisch für die Bauten unter François 1er. Leonardo da Vinci, der große italienische Künstler, Wissenschaftler und Ingenieur aus der Renaissance ist sein Dauergast. Auch in Luxemburg-Stadt gibt es Spuren dieser Blütezeit: das heutige großherzogliche Palais ist ein typischer Renaissancebau und war als Rathaus der Bürger erbaut worden. Das Gebäude ist auch ein Symbol dafür, dass die Geschichte manchmal verkehrt läuft: gibt es in Europa viele Beispiele dafür, dass Königspaläste in öffentliche Gebäude umgewandelt wurden, etwa in Museen, so zog bei uns der Fürst ins Haus der Bürger ein ! Von dem brillantesten aller Zeugnisse der Renaissance-Architektur in Luxemburg, dem Schloss des spanischen Gouverneurs Pierre de Mansfeld in Clausen, ist leider sehr wenig übrig geblieben. Es ist eine brillante Zeit voller Widersprüche. Die Wissenschaften entfalten sich wieder, aber als Gegenbewegung wütet der Obskurantismus der Inquisition.

 

Um Esch stand es schlecht. Das Fluktuieren der Bevölkerungszahlen ist extrem. Man staune: 1495: 16 Haushalte in Esch; 1501: 51 Haushalte in Esch 24 in Schifflingen; 1526: 40 verarmte Haushalte, so dass Esch bis 1530 von Steuern befreit bleibt; 1541: 65 Haushalte; 1561: 66 Haushalte; 1611: 82 Haushalte; 1621: 8 Feuerstellen, das sind steuerpflichtige Haushalte.

 

Es besteht kein Zweifel, dass die Escher ihre Stadt immer wieder verlassen, weil ihr Leben und weil ihre Hab und Gut in Gefahr ist. Wodurch ?

 

1525 wird Esch von Robert de Marck, einem Fürsten, der „sanglier des Ardennes“ genannt wird, auf Anweisung François Iers zerstört.

 

1530 war die Lage so trostlos, dass die Brüsseler Behörden Esch von den Steuern befreiten.

 

1541 zogen die Brüsseler Behörden für ganz Esch 49 Goldgulden als Steuern ein. Das ist fast nichts, man vergleiche: 60 Jahre später verdiente ein Notar bei einem einzigen Hexenprozess 40 Goldgulden. Es gibt von dieser Volkszählung eine Liste der Steuerpflichtigen, derer die die halbe Steuer und derer die gar keine bezahlen. Aus dieser Bevölkerung war für den König nicht viel heraus zu schlagen. 

 

1542 – immer noch im Kontext der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen François Ier und Karl V. von Spanien - zerstörten Claude de Lorraine, Duc de Guise und Charles, Duc d’ Orléans die Stadt. Am 4. September hatte die französische Armme die festung Luxemburg eingenommen

 

1552 passierten die Truppen des französischen Königs, es war inzwischen Henri II, (1547-1559) erneut.

 

1554 wurde Esch erneut von den französischen Truppen besetzt, übrigens zusammen mit Thionville, Rodemack und Arlon. Diesmal – oder war es erst 4 Jahre später ? – wurden die Mauern und Türme abgetragen und die Gräben aufgefüllt. Es ist offensichtlich, dass bei all diesen Kriegen nicht die Escher, sondern die Stadt als Grenzfestung visiert war. Die Errichtung der um Mauern um 1306 hatte den Eschern mehr Unheil als Schutzgebracht. Sie wurden allerdings wieder aufgebaut, wann ist nicht bekannt.

 

1561 meldet das Feuerverzeichnis, also die Steuervolkszählung 66 Haushalte. Manchmal sind die Berufe angegeben, meistens nicht:. Die angegebenen Berufe sind: Schulmeister 1, Hofmann (d.h. Pächter, aber der Hof ist zerstört) 1, Bettler 14, Schweinehirt 1, Steinmetz 1, Leinenweber 1, Kuhirt 1, Provost des Marschalls 1. Das ist nicht sehr aufschlussreich, außer dass ein großer Teil der Einwohner völlig verarmt war. Es mag auch sein, dass sie sich noch ärmer machten, um dem König nicht ab zu geben. Der bekam 44 ein halb Philippsgulden.

 

1567 mussten viele Escher Familien spanische Krieger in ihren Häusern bewirten.

 

1577 bestätigte der spanische König Philipp II die alten Privilegien und Freiheiten der Escher. Die Bestätigung der Stadtrechte die sich immer wieder seitens verschiedener Fürsten wiederholt, gibt zu denken. Esch war mitweilen so schwach, dass der Status einer freien Stadt kaum noch glaubhaft war. Die Herren von Berwart, später von Schauwenburg, versuchten die Hochgerichtsbarkeit über Esch zu erlangen. Die Könige aber waren am Überleben von Esch, als ausgelagerter Bastion der Stadt Luxemburg, interessiert.

 

1591 Die schwarze Pest wütete. Seit einigen Jahren ergriff der Hexenwahn Esch.

 

1602 Bestätigung der Marktrechte an jedem Dienstag durch Albert von Österreich und der Infantin Isabella von Spanien.

 

1626 Wieder ein Pestjahr.

 

1635 ging es besser mit den Eschern: 90 Haushalte.

 

1636 Das Land verspürte jetzt die Auswirkungen des dreißigjährigen Krieges, der mit barbarischen Mitteln und riesigen Truppenkontingenten geführt wird. Es ging also zu dieser Zeit nicht um Grenzkonflikte zwischen den französischen und spanischen Königen, sondern um eine kontinentale Auseinandersetzung mit den Schweden, die mit dem französischen König alliiert waren. Colloredo, ein Offizier im Dienste des österreichischen Generals Piccolomini plünderte Esch Anfang Februar und lag dort bis nach Pfingsten. Das ist unglaublich aber wahr. Esch gehört zum Herzogtum Luxemburg und zum Königreich Spanien. Das hindert die spanischen Truppen, die aus polnischen und kroatischen Söldnern zusammengesetzt waren nicht daran, sich fürstlich zu bedienen. Für die Geschichtsschreibung macht es keinen Sinn, die Spanier als die Freunde und die Franzosen als die Feinde hin zu stellen.  Machte es einen Sinn für die Escher ihre Stadt zu verteidigen ? War es nicht besser, sich möglichst passiv zu verhalten ?

 

1642 soll französische Kavallerie Esch erobert haben und 500 Pferde und Rindvieh erbeutet haben, die dann in Metz verkauft wurden. Gehörten die Tiere den Eschern oder den Spaniern ?

 

1647: Die Reiterei des Vicomte de Turenne eroberte Esch.

 

 

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