1.1.Das archäologische Umfeld von Esch

 

Die frühesten menschlichen Spuren in der Escher Umgebung sind, laut dem bekanntesten Lokalhistoriker Joseph Flies, neolithisch oder jungsteinzeitlich (5000-1800 v.Chr.). Die „neolithische Revolution“ hatte darin bestanden, dass die Menschen sich in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit von Sammlern und Jägern in Bauern und Viehzüchtern verwandelten. Sie nahmen nicht mehr einfach von der Natur, was sie hergab, sondern sie domestizierten sie. Diese neolithische Gesellschaft wurde stabiler, weil sie Reserven anlegen konnte und von den Jahreszeiten unabhängiger wurde. Sie führte zu immer mehr Sesshaftigkeit auch wenn es denkbar war, die Standorte von Zeit zu Zeit zu wechseln, wenn die Böden ihre Fruchtbarkeit verloren hatten. Flies nennt als Siedlungsorten „Vir Roschheck“, „Kallek“,„auf Besing“  „Haedefeldgen“, „op der Gläicht“, „Corps de Garde“ und „um Katzebierg“. Die beiden letzten sind zweifelhaft. Diese Flurnamen entsprechen Fundorten von  Silexen, die an diesen Orten besonders häufig waren. Ein Silex ist ein behauener Splitter von besonders harten Steinarten, der als Pfeilspitze, Messer, Sichel oder dergleichen diente. Da Rohmaterial dazu musste bereits importiert werden, da es in unseren Gegenden nicht vorkommt.

 

Silexe sind nicht präzise datierbar; sie können nur allgemein einer bestimmten Epoche zugerechnet werden, je nachdem wie sie verarbeitet sind. Entsprechend der in Esch gefundenen Silexe ist die erste Besiedlung um Esch auf die Zeit etwa zwischen…  vor Christus fest zu legen. Bandkeramiken, die durchaus zur spätneolitischen Kultur gehören, sind aus der Umgebung von Esch nicht bekannt. Die nächsten Siedlungen aus der Zeit der Bandkeramik liegen bei Alzingen und Weiler-la-Tour, bei Remerschen und Altwies oder in der Gegend von Diekirch. Die Bauweise der Holzhäuser aus dieser Zeit ist anschaulich im Staatsmuseum von Luxemburg dokumentiert. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen.

 

Flies erwähnt auch die „Fliehburg vom Katzenberg“, die in die neolithische Zeit hineinreichen könnte. Dafür gibt es aber keine Beweise. Auffallend ist, dass die steinzeitlichen Artefakte alle auf dem Berg und nicht in Tale gefunden wurden. Noch lange werden die Menschen der alten Zivilisationen sich über dem Tal niederlassen, während heute die Siedlungen in Esch und im Minette vornehmlich im Tal liegen (Düdelingen, Kayl, Tetingen, Rümelingen, Esch, Beles, Differdingen, Rodange, Lasauvage) und selten auf dem Berg (Zolwer, z.T. Oberkorn,).

 

Die Neusteinzeit endete mit der Kupferzeit oder Chalkolithikum. Der Kupfer war das Metall, das die Menschen als erste zu gebrauchen verstanden. 

 

Die ältere Bronzezeit (19. bis 13. Jahrhundert vor Christus) hat kaum Spuren auf dem Territorium des heutigen Luxemburg hinterlassen. Hingegen sind die Funde aus der späten Bronzezeit oder Brandgräberkultur häufig (12. bis 8. Jahrhundert vor Christus). Flies vermutet, dass zu dieser Zeit die Flüsse und Bäche sich tiefer in die Täler eingruben und diese dann für menschliche Aktivitäten frei wurden. Die Nachfahren der neolithischen Bauern müssten ihre Siedlungen auf den Anhöhen verlassen, weil die Quellen dort zum Versiegen kamen oder doch spärlicher flossen. Deshalb käme vielleicht die Flurbezeichnung „hongrege Buer“ beim Buergronn her. Wie kann eine germanische Ortbezeichnung eine Situation aus der Bronzezeit widerspiegeln?

 

(Wir müssen an dieser Stelle eine kritische Bemerkung zum Werk von Pfarrer Flies unterbringen: Das große 1300 Seiten starke Werk von Joseph Flies „das andere Esch“ ist zu einem Standart der lokalen Geschichtsschreibung von Esch geworden. Auch wir greifen immer wieder darauf zurück. Flies muss sehr gebildet gewesen sein. Seine Methode besteht darin, seine allgemeinen geschichtlichen Kenntnisse voran zu stellen und dann zu verifizieren, ob sie auf dem Escher Territorium zu treffen. Manchmal läuft das dann auf einfache Vermutungen hinaus oder der Autor gerät etwas ins Schwärmen.)

 

Richtiger ist es, wirklich geortete archäologische Spuren fest zu halten (später auch schriftliche Dokumente) und daraus historische Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch sind etymologische Schlussfolgerungen mit Vorsicht auf zu fassen, wenn sie nicht durch archäologische Spuren abgedeckt werden. (Die Etymologie ist die Wissenschaft des Ursprungs der Wörter. Sie wird immer ein Hilfsmittel der historischen und archäologischen Forschung bleiben, kann aber manchmal auf Irrwege führen.)

 

 Richtig interessant wird es mit dem Beginn der Eisenzeit, um die Mitte des 8. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Ab jetzt stellt sich die Frage, wie die zahlreichen Erzvorkommen unserer Gegend von den damaligen Menschen in der Escher Gegend verwertet werden konnten.

 

Vorläufig wollen wir auf eine ganz entscheidende Phase der Frühgeschichte unserer Gegend eingehen, der jüngeren Eisenzeit (500-100 vor Chr.). Das Staatsmuseum beschreibt sie so: «  L'événement capital de cette période est la naissance, à partir du milieu du IIe siècle avant J.-C., des premières structures d'habitat à caractère urbain du monde celtique, les oppida. Le pouvoir politique, économique et religieux se déplace des campagnes vers la ville, les grands domaines de l'aristocratie terrienne sont désormais au service des échoppes des artisans. (…)Le territoire luxembourgeois offre quelques sites majeurs pour ces dernières décennies (Ier siècle avant J.-C.) de La Tène finale : la grande chambre funéraire de Clemency, les tombes aristocratiques de Goeblange-Nospelt, la nécropole de Lamadelaine et l'oppidum du Titelberg capitale de la cité des Trévires. »

 

 

© Copyright Frank Jost, Weitergabe gestattet nur mit Quellenangabe 

Download
PDF Download
1.1..pdf
Adobe Acrobat Dokument 81.6 KB